Tipps & Tricks beim Einkaufen: Woran man Naturkosmetik erkennt

22. Januar 2016


Bildquelle: lakritzkatze / pixelio.de

Die Kosmetikindustrie führt uns, unterstützt durch fehlenden Schutz von Begriffen, an der Nase herum. Gerne werden konventionelle Produkte mit Begriffen "natürlich", "bio" oder "organic" beworben, obwohl sie lediglich ein paar pflanzliche Inhaltsstoffe enthalten, die das Vorhandensein von Mineralölen und Silikonen vertuschen sollen.

Wer sich viel Zeit mit Recherce sparen möchte, sollte den Gang zum Reformhaus erwägen. Dort werden ausschließlich zertifierte Produkte verkauft. Man kann also nichts "falsch" machen. Die Verkäuferinnen kennen sich außerdem sehr gut mit den Produkten aus und können ihre Kunden gut beraten.
Hat man kein Reformhaus in seiner Nähe, oder kauft lieber in konventionellen Drogerien ein, hat man es nicht ganz so leicht.

Doch kein Grund den Kopf nicht in den zu Sand stecken. Auch wenn es leider noch keine einheitlichen Standards für die Zertifizierung von Naturkosmetik gibt, haben sich einige Systeme durchgesetzt. Um sich in diesem Zertifikatdschungel zurecht zu finden gibt es hier eine Auflistung der wichtigsten Zerftikate und ihrer Kriterien.


Der BDIH (Bundesverband der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel e.V.) ist eine non-profit Vereinigung von Herstellungs- und Vertriebsunternehmen. Die Verbraucherirreführung soll durch die Festlegung von Standards für "echte" Naturkosmetik verhindert werden.

Die vollständigen Richtlinien für BDIH zertifizierte Kosmetik sind hier zu finden.

Hier eine kurze Zusammenfassung:
  • Pflanzliche Rohstoffe müssen aus zertifizierten Quellen stammen.
  • Tierische Rohstoffe dürfen grundsätzlich eingesetzt werden; Ausnahmen bildet hier der Einsatz von Rohstoffen aus Wirbeltieren.
  • Direkt durchgeführte Tierversuche sind untersagt; Ausnahmen bilden durch Dritte, ohne Veranlassung durch den Hersteller, durchgeführte Versuche. 
  • Der Einsatz mineralischer Rohstoffe ist gestattet.
  • Synthetische Duft- und Farbstoffe, ethoxilierte Rohstoffe, Silikone sowie Paraffine und andere Erdölprodukte dürfen nicht verwendet werden.
  • Naturidentische Konservierungsstoffe dürfen verwendet werden, müssen für den Verbraucher aber mit "Konserviert durch...." gekennzeichnet werden.
  • Die Behandlung von Rohstoffen durch radioaktive Bestrahlung ist nicht gestattet. 
Quelle:  kontrollierte-naturkosmetik.de


ECOCERT ist ein unabhängiger Kontrollverband, der seit 2002 auch Kosmetikprodukte auf deren natürliche Bestandteile und Qualität prüft.

Die vollständigen Richtlinien für ECOCERT zertifizierte Produkte sind hier nachzulesen.


Grundsätzliche Anforderungen sind:
  • Der Einsatz von GVO (gentechnische veränderten Organismen), Phenoxyethanol, Nanopartikeln, Silikonen, PEG's, synthetischen Duft- und Farbstoffen sowie tierischen Produkten (außer diese werden natürlich von ihnen produziert, wie Milch, Honig etc.) ist verboten. 
 Zudem wird zwischen zwei Labels unterschieden:
  • ECOCERT Biokosmetik: Mindestens 95% der pflanzlichen Inhaltsstoffe in der Rezeptur und mindestens 10% der gesamten Inhaltsstoffe (in Gewichtsanteilen) müssen aus ökologischem Anbau stammen.
  • ECOCERT Naturkosmetik: Mindestens 50% der pflanzlichen Inhaltsstoffe in der Rezeptur und mindestens 5% der gesamten Inhaltsstoffe (in Gewichtsanteilen) müssen aus ökologischem Anbau stammen.
Quelle: ecocert.de/natur-biokosmetik


NaTrue berücksichtigt bei seiner Zertifizierung sowohl die Inhaltsstoffe, als auch den Herstellungsprozess.  Das Besondere an diesem Zertifkat sind die drei Zertifizierungsstufen.
Unabhängig davon garantiert das Label einen sanften Herstellungsprozess, umweltfreundliche Praktiken, keine synthetischen Duft- und Farbstoffe, keine Inhaltsstoffe aus der Erdölchemie (Paraffine, PEG, -propylene, -alkyle, etc.), keine Silikone, keine GVO, keine radioaktive Bestrahlung und keine Tierversuche.

Ausführliche Erläuterungen zu den Standards finden sich hier

3 Zertifizierungsstufen:
  • Naturkosmetik: diese Stufe bildet die Grundlage. Die beiden anderen Stufen müssen zuerst die Anforderungen dieser Stufe erfüllen. Je nach Produktgruppe gibt es eine Untergrenze für natürliche und eine Obergrenze für die Verwendung von naturnahen Inhaltsstoffen. 
  • Naturkosmetik mit Bio-Anteil: Zusätzlich zu den oben genannten Kritierien müssen mindestens 70% der natürlichen Inhaltsstoffe aus kontrolliert biologischen Quellen stammen. Oben genannte Unter- und Obergrenzen sind pro Produktgruppe zudem höher bzw. niedriger. 
  • Biokosmetik: Mindestens 95% der natürlichen Inhaltsstoffe müssen aus kontrolliert biologischen Quellen stammen. Oben genannte Unter- und Obergrenzen sind hier pro Produktgruppe am höchsten bzw. niedrigsten. 
Quelle: natrue.org/de/consumers/what-makes-the-natrue-label-special/



Das österreichische Gütesiegel "Austria Bio Garantie" ist ausschließlich für Biokosmetik und stellt äußerst hohe Anforderungen: 100% Naturstoffe sind gefordert - mindestens 95% der landwirtschaftlichen Rohstoffen aus kontrolliert biologischem Anbau.

Quelle: umweltzeichen.at/cms/de/home/idart_1966-content.html 


Das Österreichisches Umweltzeichen gilt für „abspülbare“ Kosmetika wie Seifen, Duschgels, Shampoos, Rasierprodukte etc.
Bei den Tensiden wird ein Anteil von 50% aus nachwachsenden Rohstoffen verlangt, unabhängig davon, ob diese aus biologischem oder konventionellem Anbau sind. Es gibt eine lange Liste von bedenklichen Inhaltsstoffen, die grundsätzlich ausgeschlossen sind, etwa Mikroplastik, bestimmte Konservierungsstoffe, stark allergieauslösenden Duftstoff, Nanomaterialien, PVC oder Aluminium. Die Richtlinie zielt zudem starkt auf die Verringerung der Umweltbelastung ab, deshalb werden auch Anforderungen an das Verpackungsmaterial gestellt.

Quelle: umweltzeichen.at/cms/de/home/idart_1966-content.html 


Die Veganblume wird durch die Vegan Society England vergeben.

Produkte die mit der Veganblume gekennzeichnet sind, sind garantiert vegan. Sowohl Produkt, als auch Produktionsprozess sind tierbestandteil- und tierversuchsfrei.

 Quelle: archiv.veggie-planet.at/veganelebensweise/guetesiegel/veganblume.html


Es gibt also durchaus Entscheidungshilfen, die unsere Wahl vor dem Regal erleichtern können. Wer seine vorhandenen Kosmetikprodukte auf ihre potenzielle Gefährlichkeit prüfen möchte, kann dies mittels Codecheck tun. Für alle mit Smartphone übrigens auch eine praktische Entscheidungshilfe beim Einkauf. Man kann damit direkt nach einem bestimmten Produkt suchen, die Inhaltsstoffe werden von "empfehlenswert" bis "nicht empfehlenswert" kategorisiert aufgelistet. Es ist also direkt nachvollziehbar, welche Inhaltsstoffe warum nicht gut bewertet wurden und kann sich somit mit der Zeit auch ein gewisses Fachwissen aneignen.

Und wer sich lieber an Marken, denn an Zertifikaten orientiert, kann folgende bekannte Marken im Hinterkopf behalten: alverde, bigood (beides Eigenmarken), Lavera, Weleda, Urtekram, Logona, Dr. Scheller, Sante, Dr. Hauschka...

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