Über das Selbermachen
6. Februar 2015Meine Geschichte
Noch lange bevor ich mich mit dem Thema Minimalismus zu beschäftigen begann, brachte ich mir selbst oder mit der Hilfe meiner Mutter einige Handarbeitstechniken bei.
Damals war das ein netter Ausgleich zum trockenen Wirtschaftsstudium. So konnte ich abschalten, meine Hände und mal ausnahmsweise nicht meinen Kopf beschäftigen.
Ich begann mit den einfachsten Bastelstücken, die leider eher Kinderbasteleien glichen. Irgendwann bestickte ich meine erste Tischdecke und ich begann mich auf das Verschönern von Alltagsgegenständen oder die Herstellung von Kleidungsstücken zu verlagern.
So wenig ich schöne, einfache Basteltechniken beherrschte, so schnell eignete ich mir die Fertigkeiten für kompliziertere oder langwierigere Projekte an.
Nur ein Trend?
Mittlerweile ist Selbermachen "in" und alte, beinahe vergessene Techniken werden wieder belebt. Blogs und Magazine, die sich mit dem Thema beschäftigen boomen. Aber ist es wirklich nur ein Trend, der bald wieder Schnee von gestern ist?
Dinge selbst herstellen oder reparieren zu können ist unglaublich erfüllend, aber auch sehr nützlich, wenn man sich der schnelllebigen Konsumkultur entgegenstellen möchte. Man hat einen ganz anderen Bezug zu diesen Dingen, pflegt sie und geht sorgsam mit ihnen um. Selbermachen schafft also ein ganz anderes Bewusstsein für Gegenstände.
Eine Frage der Zeit?
"Ich hätte niemals die Zeit oder die Geduld für so etwas." Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich diesen Satz von Freunden und Bekannten schon gehört habe. Sicher, Selbermachen braucht seine Zeit. Wenn man sich darauf verlegt nur solche Dinge selber zu machen, die man ohnehin irgendwann kaufen würde, wie etwas Kleidungsstücke, Marmeladen, Fruchtsäfte, Brot etc. kann man es auch folgendermaßen sehen:
Würde ich die Bluse/Marmelade in einem Geschäft kaufen, müsste ich erst mal das Geld verdienen um es kaufen zu können. Um Geld zu verdienen, muss ich ebenfalls einen Teil meiner Lebenszeit aufwenden und ein Tauschgeschäft (Zeit gegen Geld) eingehen.
Stattdessen kann man den direkten Weg gehen und die Dinge selber machen. Dieser Weg ist nicht nur erfüllend, weil ich etwas nützliches, schönes oder schmackhfastes mit meinen eigenen Händen hergestellt habe und den Nutzen daraus direkt erfahren kann, sondern oft auch günstiger, nahrhafter und schadstofffreier.
Nützliche Fertigkeiten
Ich finde es sehr schade, wie viele Fertigkeiten im Laufe der Zeit verloren gegangen sind. Wer stopft denn heute noch Socken oder Strümpfe? Wer weiß denn noch, wie einfach man aufgezogene Maschen bei einem Strickstück wieder reinziehen und das Teil so retten kann? Wer kann denn noch 10 verschiedene Sorten Marmeladen oder Fruchtsäfte herstellen oder 30 verschiedene Gerichte kochen? Oder aber Nähen oder Stricken und so für kuschelig warme Socken oder Pullover sorgen?
Man kann heutzutage alles kaufen. Aber will man das? Sollte man das wollen? Also ich will nicht für jede einfache Reparatur oder Ausbesserungsarbeit auf Fachkräfte und Expertenwissen angewiesen sein. Oder Abstriche bei der Qualität machen, nur weil ich mir etwas qualitativ hochwertigeres einfach nicht leisten kann.
Schritt für Schritt
Im Internet gibt es so viele tolle Anleitungen: von der Videoanleitung für eine Patchwork Decke bis zu Bauplänen für Möbelstücke ist alles dabei. Es ist also so einfach wie noch nie, von dem Wissen und den Erfahrungen von anderen zu profitieren und seine Gebrauchsgegenstände selbst herzustellen.
Wie heißt es immer so schön: "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen." Selbermachen ist ein Lernprozess, vor allem wenn man sich die Fertigkeiten selbst beibringt. Also einfach ausprobieren, Rückschläge als wertvolle Erfahrungen verbuchen und weitermachen.
Da man praktisch alles auch selber machen kann, ist für jeden etwas dabei. Einfach man seine eigenen Stärken erforschen und diese weiter fördern. Oder die eigenen Schwächen kennen lernen und daran arbeiten, sie in Stärken umzuwandeln.
Zu guter Letzt
In unserer Wohnung ist bereits sehr vieles selbst gemacht: gehäkelte Decken und Kissenbezüge, bestickte Tischdecken, ein Schrank mit selbstmachten Kleidungsstücken, selbstgemachte Deko, die eigenen Makroaufnahmen an den Wänden oder verschönerte Gebrauchsgegenstände. In unserer Vorratskammer stehen selbstgemachte Säfte, Schnäpse und Marmeladen und in der Tiefkühltruhe liegt das selbst gebackene Brot. Wir können beide kochen und essen fast nie auswärts oder Fertiggerichte.
Wenn ich etwas neues anschaffen will überlege ich mittlerweile, ob ich es nicht auch selbst machen kann. Dann wird so lange geplant und getüfftelt, bis es mit dem geringsten Einsatz. an Arbeit oder Material, ein Ergebnis liefert, mit dem ich zufrieden bin. Und es ist ein sehr erhabenes Gefühl, wenn man sagen kann: hab ich selbst gemacht.
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