Kurzurlaub an die Soca
4. August 2017Etwas verspätet möchte ich euch noch an unserem Kurzurlaub nach Kobarid an die Soca teilhaben lassen. Für uns war der Urlaub etwas ganz Besonderes, immerhin war es der erste gemeinsame richtige Urlaub. Bislang waren wir zu zwei entweder mit Zelt am Berg unterwegs oder haben uns in Almhütten einquartiert. Als ich mit meinen Mädels voriges Jahr dann ein paar Tage in Slowenien verbracht habe, habe ich Blut geleckt und meinen Freund zu einem Camping-Ausflug angestachelt.
Die paar Tage am Fluss waren wirklich erholsam und wunderschön. Die Gegend ist dort sehr bergig, ähnlich wie bei uns in Österreich.
Wir haben unseren Trip in die Nebensaison verlegt. Der Ort und im Speziellen der Campingplatz sind in der Hauptsaison nämlich ziemlich ausgebucht. Im Mai hatten wir den Campingplatz praktisch für uns.
Von Graz aus düsten wir mit dem Auto in Richtung Klagenfurt. Von dort weiter auf der Autobahn Richtung Italien. In Tarvis wechselten wir dann auf die Landstraße in Richtung Predil-Pass (ital. Passo di Predil). Am Weg dorthin kommt man durch Cave de Predil, eine mehr oder weniger geisterhafte Bergbaustadt, die mich ganz stark an meine Heimatstadt Eisenerz erinnert.
Vorbei am Raiblersee (den man leider erst richtig sieht, wenn man die ersten Kehren der Passstraße bereits hinter sich hat) auf den Pass, der Italien von Slowenien trennt. Wer auf Zeitgeschichte steht, ist in dieser Gegend bestens bedient. Haben doch hier die zermürbenden Stellungskriege im ersten Weltkrieg entlang des Isonzo (slow. Soca) stattgefunden.
Vom Predil-Pass sieht man den Mangart (der Knubel in der Mitte) wunderbar.
Bereits auf der slowenischen Seite fahren wir an einer weiteren Festung vorbei. Neben uns eine imposante Felswand, die das Tal begrenzt.
Die Straße führt durch den Nationalpark Triglav. Wir düsen bei Traumwetter durch die kleinen, magisch anmutenden Ortschaften in diesem schmalen Tal. Vor Bovec wird das Tal auf einmal richtig breit.
An Bovec vorbei geht es weiter nach Kobarid. Dort zweigen wir dann zum Campingplatz (Camp Lazar) ab.
Wir schon erwähnt sind nur recht wenige Camper vor Ort und wir können uns ein schönes Platzerl aussuchen. Campen ist, vor allem wenn man es noch nicht oft gemacht hat, eine "Materialschlacht" sondergleichen. Wo war noch schnell der Pfannenwender? Hast du meine Socken gesehen? Irgendwann hatten wir dann unser System gefunden, das Auto halbwegs sinnvoll aus- und vor allem wieder eingeräumt. Das Zelt stand auch und wir machten uns auf den Weg zur Touristenattraktion schlechthin in der näheren Umgebung: den Slap Konzjak Wasserfall.
Voriges Jahr wanderte ich mit den Mädels um 2 Uhr nachmittags an einem Sonntag dorthin. Ich kann nur sagen: ganz schlechte Idee! Wer auf Ruhe und Besinnlichkeit steht, sollte sich einen Zeitpunkt aussuchen, wo die anderen entweder noch oder schon schlafen, oder gerade mit etwas anderem beschäftigt sind.
Dieses Jahr hatten wir unsere Ruhe, konnten ein paar Fotos vom Wasserfall schießen und uns dann mit einem Bier gemütlich in die Wiese hauen und ein bisschen quatschen.
Die Schlucht beim Wasserfall ist wunderbar grün und vor allem kühl (Mann sagt, dafür ist die Verdunstungskälte zuständig.) Ein paar schwindlige Brückerl gibt es auch und ganz, ganz viele glitschige Steine.
Am nächsten Tag waren wir top motiviert einen Teil des Soca Pot zu gehen. Die Hitze machte uns nach einer halben Stunde aber so zu schaffen, dass wir uns ein schönes Fleckerl entlang vom Fluss suchten und einen Badenachmittag einlegten. Dabei bekamen wir Gesellschaft von einem gar nicht scheuen Schmetterling.
Ein bisserl Sightseeing muss ja auch sein (vor allem, wenn man wie ich nicht an geschichtsträchtigen Bauwerken vorbei gehen kann, ohne einen genaueren Blick drauf zu werfen). Die Kirche ist deutlich älter als die umgebenden Mauern. Diese stellen ein Denkmal bzw. Grabmal zur Erinnerung an die Gefallenen im ersten Weltkrieg in der Isonzoschlacht dar.
Da das Grabmal für italienische Soldaten angelegt wurde, befindet es sich auch in italienischer Verwaltung, obwohl es mittlerweile auf slowenischem Boden steht.
Am nächsten Tag ging es dann ans Eingemachte. Geplant war eine Tour auf den Prisojnik. Alleine die Anfahrt über den Vrsic Pass war schon recht abenteuerlich. In Haarnadelkurven geht es Richtung Passhöhe. Geduld ist hier angebracht. Über 30 Kehren machen den Pass zu einem ganz eigegen Abenteuer.
Auf den Prisojnik gibt es mehrere Zustiegswege. Wir wählten aufgrund dieser Tourenbeschreibung den Weg über den Slovenska Pot. Rückblickend eine schlechte Idee. Warum irgendjemand diesen Weg als Normalweg klassifiziert ist mir ein Rätsel. Ein Klettersteig bzw. ein Wanderweg mit deutlichen Kletterstellen ist für mich kein Normalweg mehr, vor allem wenn es einen leichteren Anstieg gibt.
Zusätzlich zur Hitze, Frau ohne anständigen Sonnenschutz am Kopf gesellte sich auch eine üble Magenverstimmung bei uns beiden dazu. Beim Felsenfenster (durch den der Ausstieg vom Fenster-Kletterstieg führt) war für uns dann Schluss und wir drehten um.
Felsenfenster |
Nach der abgebrochenen Tour rüsteten wir kartentechnisch im nächsten Supermarkt auf. Keiner von uns wollte sich mehr auf subjektive Tourenbeschreibungen von Bergfexen verlassen. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir kartenlesend am Fluss.
Tag 4 war dann der Chill-Einpack-Tag. Wieder den kompletten Tag am Campingplatz verbracht. Mittlerweile hatten wir nur noch einen Zeltnachbarn und der war ausgeflogen. Am Nachmittag stand wieder Baden an der blitzblauen Soca am Programm.
Am Abend fand dann das mitgebrachten Häkelzeug auch mal Verwendung und die natürliche Ordnung stellte sich ein ;-) Frau strickend bzw. häkelnd....
... Mann kochend. Das Lob ich mir ;-)
Auf der Rückfahrt sind wir dann nochmal über den Vrsic Pass gefahren. Die Nordseite kannten wir nämlich noch nicht. Laut Wikipedia ist auch die Gegen sehr geschichtsträchtig: die Straße, die teilweise aus Kopfsteinpflaster besteht, wurde im ersten Weltkrieg als Versorgungsstrecke von russischen Kriegsgefangenen gebaut. Die mühsame Arbeit sieht man der Straße auch an. Die Nordseite des Passes ist von der Architektur her komplett anders als die teilweise neu angelegt Südseite.
Von der Passstraße aus hat man dann auch noch einen wunderbaren Ausblick auf den Prisojnik. Nachdem man den Pass mit seinen über 50 Kehren hinter sich gebracht hat, kommt man nach Kranjska Gora. Obwohl der Ort so bekannt ist, fand ich ihn nicht besonders hübsch oder einladend.
Weiter ging es dann zum Wurzenpass, der die Grenze zwischen Slowenien und Österreich darstellt. Herausragend ist hier vor allem die Abfahrt, das darf man wörtlich nehmen. Die Straße ist so steil, dass Warnschilder auffordern, auf die Erste runterzuschalten. Nach den ersten Metern weiß man dann auch warum und hat tief empfundenes Mitleid mit der Motorbremse.
Danach geht es dann recht monoton auf der Autobahn Richtung Heimat.
Insgesamt war es ein wirklich schöner Kurztrip. Die Gegend an der Soca bietet so viele Möglichkeiten: wandern, biken, raften, kajaken etc. Praktisch jeder Ort bietet Campen und irgendwelche Wassersportaktivitäten an. Gewöhnt an Touristen sprechen viele Englisch und man hat zumindest keine gröberen Verständigungsprobleme.
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